„Parkinson“ ist ein
Leiden, für das sich niemand schämen muss. Mit rund 250.000 Betroffenen
in Deutschland ist es sogar eine sehr häufige Krankheit, von der die
meisten Menschen schon einmal gehört haben, auch wenn genaueres Wissen
meist fehlt. Sie tun sich selbst und Ihrer Umwelt einen Gefallen, wenn Sie
offen über Ihre Krankheit und deren typische Symptome sprechen. Damit
erleichtern Sie es anderen Menschen, zwischen Ihrer Person und Ihrer
Erkrankung zu unterscheiden. Andere können dann verständnisvoller mit
Ihnen umgehen.
Angehörige und Freunde
eines Parkinson-Kranken haben häufig die Vorstellung, dass überschießende
Bewegungen (Hyperkinesen) besonders schrecklich sein müssen. Demgegenüber
erleben die Kranken das „Erstarren“ (sog. Off-Phasen) oft als weitaus
schlimmer. Sollten Sie von Hyperkinesen betroffen sein, können Sie Ihrer
Umwelt Sorgen nehmen, wenn Sie offen darüber sprechen, wie es Ihnen mit
den unterschiedlichen Bewegungsstörungen geht. Überhaupt fördern Sie
das Zusammenleben mit anderen, wenn Sie diesen möglichst viele Rückmeldungen
über Ihr Befinden und Erleben geben.
Parkinson-Kranken fällt
es im Verlauf der Erkrankung zunehmend schwerer, sich mit Hilfe ihrer
Gesichtsmimik auszudrücken. Leider interpretiert die Umwelt diesen Mangel
häufig als „Desinteresse“, „Ablehnung“, ja teilweise auch als
„Abstumpfung“ oder „Starrsinn“. Wirken Sie solchen Missverständnissen
frühzeitig entgegen, indem Sie konsequent üben, ihre Gefühle sprachlich
auszudrücken, bevor die Umwelt falsche Schlußfolgerungen zieht.
Versuchen Sie, die Ihrem Willen unterliegende Gesichtsmuskulatur zu
trainieren.
Wahrscheinlich spüren
oder vermuten Sie häufiger, dass andere Menschen ungeduldig werden, wenn
Sie zum Reden und Handeln länger brauchen als Gesunde (z.B. beim
Entkleiden in der Arztpraxis). Statt sich selbst jetzt auch noch unter
Druck zu setzen, können Sie Ihr Gegenüber fragen, wie es diesem mit
Ihrer krankheitsbedingten Langsamkeit geht. Dadurch kommt man sich nicht
nur menschlich näher; oft gelingt es dann sogar auch, gemeinsam Lösungen
zu entwickeln, mit denen es allen Beteiligten gut geht.
Scheuen Sie sich nicht,
die Unterstützung durch allzu fürsorgliche Helfer freundlich abzulehnen.
Denn nach dem Motto „Helfen macht hilflos“ droht die Gefahr, dass Sie
wichtige Bewegungsabläufe verlernen, wenn Sie diese nicht ausreichend üben.
Erläutern Sie den Helfern Ihren Wunsch, selbständig zu bleiben, auch
wenn manche Vorgänge entsprechend mehr Zeit brauchen. Notieren Sie für
sich selbst, was Ihnen andere aufgrund Ihrer Erkrankung bereits abnehmen
und vermerken Sie zu jeder Aktivität, ob Ihnen das recht ist oder ob Sie
es ändern wollen.
Üben Sie mit anderen
Betroffenen (die Sie mit Hilfe der dPV oder durch Vermittlung Ihres Arztes
kennenlernen können), wie Sie sich in schwierigen sozialen Situationen
optimal verhalten. Im folgende sind einige Szenen und dazu passende Äußerungen
aufgeführt. Bezahlen an der Supermarktkasse: „Es geht bei mir nicht so
schnell, ich bin leicht behindert.“ Im Café/Restaurant: „Meine Hände
zittern - bitte bringen Sie mir den Kaffee in einer größeren Tasse, oder
gießen Sie nicht so voll. Sie können mir später nachgießen.“ In
Bus/Bahn: „Ich kann nicht lange stehen, können Sie mir bitte Ihren
Platz geben?“ Zum Partner: „Ich will Dir gern bei der Hausarbeit
helfen, ich möchte aber, dass Du akzeptierst, dass es länger dauert.“
„Ich möchte wirklich gern mit Dir spazieren gehen, Kannst Du Dich auf
mein Tempo einlassen?“
Atmen Sie tief durch und
nehmen Sie eine aufrechte Haltung ein, bevor Sie zum Hörer greifen. Legen
Sie beim Sprechen Pausen ein und erinnern Sie sich an deren Wichtigkeit,
indem Sie auf dem Telefon ein kleines Hinweisschild anbringen
(„Pausen!“). Reagieren Sie gelassen auf eingehende Anrufe, indem Sie
sich erst entspannen, dann langsam zum Telefon gehen und gelassen in Kauf
nehmen, dass der Anrufer vielleicht schon aufgelegt hat, bevor Sie das
Telefon erreichen. Ersparen Sie sich manchen Tempostreß, indem Sie sich
ein tragbares Telefon und/oder einen Anrufbeantworter leisten.
Bilden Sie mit anderen
Parkinson-Betroffenen eine Telefonkette, bei der Sie sich gegenseitig
anrufen, um Rückzugstendenzen entgegenzuwirken und wichtige soziale
Fertigkeiten zu üben.
Weniger mobilen Menschen
eröffnet heute das Internet sehr gute Möglichkeiten, zu
Gleichbetroffenen Kontakt aufzunehmen und sich weltweit - oft aus erster
Hand - über alle wichtigen Erkrankungen und sonstigen Themen zu
informieren. Um das Internet nutzen können, benötigt man zur Zeit noch
einen leistungsstarken Computer, der über ein Modem an das öffentliche
Telefonnetz angeschlossen ist, über geeignete Programme und über eine
Zugangsberechtigung. Letzte erhält man meist relativ preiswert von
entsprechenden Anbietern („Providern“). Künftig wird man vermutlich
auch entsprechend ausgerüstete Fernsehgeräte benützen können. Sollten
Sie vor technischen Neuerungen nicht zurückschrecken, dann wird Ihnen das
Internet den Kontakt zur Welt wesentlich vereinfachen. Im
deutschsprachigen Raum finden Sie z.B. unter der „Adresse“ http://www.parkinson-netz.de
einschlägige Informationen und Weiterverweise. Auch pharmazeutische
Firmen (wie z.B. Pharmacia & Upjohn unter der Adresse http//www.pnu.de)
informieren über die Parkinson-Krankheit.
Kein Parkinson-Kranker
braucht heute mit seiner Erkankung alleine zu bleiben. Denn seit 1981 gibt
es einen Verband, der Parkinson-Kranke berät und betreut, ihnen nützliche
Hilfen zur Verfügung stellt (Ratgeber, Video- und Tonkassetten,
Mitgliederzeitschrift) und ihre Interessen nach außen vertritt. Nehmen
auch Sie einmal unverbindlich Kontakt auf zur Deutschen Parkinson
Vereinigung - Bundesverband - e.V., Moselstraße 31, 41464 Neuss, Telefon
02131/41016 und 41017, Fax 02131/45445. Dort erfahren Sie auch, wo in
Ihrer Nähe die nächste Kontakt- und Regionalgruppe zu erreichen ist.
Versuchen Sie in regelmäßigen
Abständen, sich in Ihre Angehörigen einzufühlen. Wenn diese mit Ihnen
zusammenleben, wird sich auch deren Alltag zu einem erheblichen Teil um
Ihre Parkinson-Krankheit drehen. So gibt es manche Ehepartner, die
aufgrund des Parkinsonschen Leidens seit Jahren in einer ständigen
„Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft“ stehen, wie man sie im beruflichen
Bereich keinem Menschen zumuten würde. Einige haben jahrelang schon keine
Nacht mehr durchgeschlafen (ohne dass Aussicht auf Veränderung besteht).
Eine solche Aufgabe ist erschöpfend und will gewürdigt sein.
Ermuntern Sie Ihre Angehörigen
dazu, sich über die Parkinson-Krankheit kundig zu machen. Dazu dienen ärztliche
Beratung, Bücher, Angebote der Deutschen Parkinson Vereinigung, Kurse der
Krankenkassen (Pflegeversicherung) und manchmal auch Schulungen in
Parkinson-Kliniken (sog. Pflegewochen, in denen Angehörige in der Klinik
aufgenommen werden, um den Umgang mit dem Patienten und seiner Krankheit
zu erlernen). Informierte bzw. geschulte Angehörige werden sicherer im
Umgang mit den unterschiedlichen Situationen, in denen Hilfe sowohl
dringend erforderlich (z.B. beim Freezing) oder aber auch schädlich sein
kann (wenn sie wichtige Übungsmöglichkeiten nimmt).
Da sich die Bedürfnisse
von Parkinson-Patienten und ihren Familienangehörigen meist deutlich
unterscheiden, haben sich getrennte Gesprächsgruppen besser bewährt als
„gemischte“. In gemischten Gruppen neigen die Angehörigen dazu, sich
und ihre eigenen Anliegen zurückzunehmen und dafür den Kranken in den
Mittelpunkt zu rücken. Indem sie für den Patienten möglicherweise noch
das Denken und Sprechen zu übernehmen, fördern sie dessen Passivität.
In gemischten Gruppen schützen sich Patienten und Angehörige
gegenseitig. Es fällt ihnen schwerer, über Gefühle und persönliche
Belastungen zu sprechen, weil sie den anderen nicht noch zusätzlich
belasten wollen.
Um Ihr weiteres
Berufsleben planen zu können, sollten Sie verbindlich den Grad der
Behinderung (GdB) klären. Er ist vor allem wichtig, um sich auch gegenüber
dem Arbeitgeber sozial abzusichern und um Nachteilsausgleiche zu erlangen.
Der damit verbundene Behindertenausweis wird beim Versorgungsamt
beantragt. Tun Sie dies, bevor Sie den Arbeitgeber über Ihre Erkrankung
informieren. Ohne Entscheidung der Hauptfürsorgestelle darf Sie der
Arbeitgeber dann nicht mehr kündigen.
Zögern Sie nicht, Ansprüche
geltend zu machen, die Ihnen aufgrund Ihrer Parkinson-Krankheit zustehen.
Zu diesen gehören Steuervergünstigungen aufgrund von Behinderung, durch
einen Schwerbehindertenausweis eröffnete Vergünstigungen (zum Beispiel
bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel) und die Möglichkeit,
vorzeitig Altersruhegeld zu beantragen. Einzelheiten erfahren Sie in
Ratgeberbüchern, aber auch bei den entsprechenden Behörden. |